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Große Erwartungen an SPECTRE – Ein Vor- und Rückblick

Fast 11 Monate ist es nun her, dass Regisseur Sam Mendes Cast & Crew seines nunmehr zweiten Bond Abenteuers in den Pinewood Studios vorstellte. Die theatralische Präsentation des Filmtitels am 04. Dezember 2014 ließ bei zahlreichen Bond Fans bereits das Blut in den Adern gefrieren, handelt es sich bei ‘SPECTRE’ doch um die legendäre Terrororganisation aus den frühen Bond Filmen. Wurde der Gedanke an eine Rückkehr jener Organisation vom Fangehirn verarbeitet, so drängte sich kurz darauf schon die Gestalt eines gleichermaßen ikonischen Bösewichts mit Vorliebe für Rassekatzen auf: Ernst Stavro Blofeld.

spectre
Andrew Scott, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Sam Mendes, Léa Seydoux, Daniel Craig, Monica Bellucci, Christoph Waltz, Ben Whishaw, Dave Bautista und Rory Kinnear
© 2014 Sony Pictures Releasing GmbH

Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können. Nach langem und zähen Rechtsstreit war es den Bond Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson gemeinsam mit Metro-Goldwyn-Mayer 2013 letztendlich gelungen, alle Rechte am Namen SPECTRE sowie der Figur Blofeld zu erlangen. Diese hatten vorher bei Kevin McClory und seinen Nachkommen gelegen und wurden seit 1961 hart umkämpft.

Ian Fleming and his wife Ann leaving the Royal Courts of Justice in 1963
Ian Fleming und seine Gattin Ann vor dem Royal Courts of Justice inm Jahre 1963

Dem Rechtsstreit zugrunde lag die unerlaubte Verwendung von Elementen aus einem unfertigen Drehbuch von Autor und Filmproduzent Kevin McClory, der sein Urheberrecht somit durch Bond Schöpfer Ian Fleming verletzt sah. Angeblich hatten Teile des Drehbuchs, unter anderem wichtige Charaktere, so ihren Weg in Fleming’s Roman “Feuerball” gefunden. Zwar kam es zwischen beiden Parteien im Jahre 1963 zu einer außergerichtlichen Einigung welche McClory die Filmrechte und einen Produzentenstatus einbrachte, der als stur und beharrlich geltende McClory bestand jedoch fortan auf seine eigene Version der Vorlage welche er letztlich im Jahre 1983 mit “Sag Niemals Nie” und Sean Connery in der Titelrolle filmisch umsetzte. Ian Fleming hingegen hatte die enorme Belastung der gerichtlichen Auseinandersetzung, gepaart mit lebenslangem Nikotin- und Alkoholkonsum, bereits im August 1964 das Leben gekostet. Er erlag einem Herzinfarkt.

Im Hinblick auf diese Ereignisse, die wahrlich genügend Stoff für einen komplexen Gerichtsthriller bieten würden, verkörpert der neue Bondfilm in vielerlei Hinsicht den Abschluß eines der wohl spannendsten Kapitel der Bondgeschichte.

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Die achtmonatigen Dreharbeiten zu ‘SPECTRE’ begannen sofort nach dem Pressetermin im Dezember und führten das Filmteam zunächst nach Österreich. Geheimnisumwittert wurde der beschauliche Kurort Altaussee in der Steiermark als Erstes zum Mittelpunkt für Journalisten und Fans die von resoluten Sicherheitsleuten rund um die Uhr in Schach gehalten wurden. Nichts sollte von der Produktion nach außen dringen, es herrschte oberste Geheimhaltungsstufe für alle Beteiligten! Angebliche Vertragsstrafe bei Nichteinhaltung: 50.000 Euro.

altaussee
Daniel Craig bei Dreharbeiten auf dem Altausseer See in einem historischen “Plätten-Boot”

Das gigantische Ausmaß einer James Bond Filmproduktion, die Logistik und der damit verbundene Aufwand wurde an den österreichischen Drehorten mehr als deutlich. Containerdörfer für die eigens Stellflächen geschaffen werden mussten, unzählige Trucks mit Filmequipment. Für alle spürbar wurde die enorme Präsenz der Filmcrew im beliebten Wintersportort Sölden im Ötztal als der Gipfel des Gaislachkogl in 3,048m Höhe samt Gondeln kurzerhand für den Dreh gesperrt wurde. Ungestört, jedoch von wechselhaften Witterungsbedingungen geplagt, konnte das Team um Regisseur Sam Mendes somit die erste alpine Sequenz seit “Die Welt Ist Nicht Genug” (1999) gekonnt in Szene setzen. Das komplett verglaste, futuristisch anmutende Gipfelrestaurant “IceQ” diente hierbei als Kulisse und weckt Erinnerungen an die legendäre Alpenfestung “Piz Gloria” von Bösewicht Blofeld aus dem Film “Im Geheimdienst Ihrer Majestät” (1969).

ice q

Parallel zu den Dreharbeiten in Altaussee und Sölden wurde im verschlafenen Örtchen Obertilliach in Tirol fieberhaft an den letzten Details eines eigens errichteten “Bond-Hauses” gewerkelt. Das Drehbuch erforderte eine zerstörbare Kulisse deren Aussehen in die Umgebung integriert werden kann – ergo, es bedurfte einem typisch tirolischen Look. Die streng geheimen Vorbereitungen hierfür hatten bereits 2014 begonnen, sehr zum Unmut einiger Bewohner des Ortes die sich anfangs über eine mangelnde Informationsstruktur beklagten. Die Entschädigung hierfür scheint nun jedoch erbracht, ging der Name Obertilliach in Verbindung mit James Bond schließlich mehrfach durch die Weltpresse. Ob sich die willkommene Publicity in Form von Gästebuchungen bezahlt macht, wird sich im Winter diesen Jahres zeigen. Bedauerlicherweise ist das “Bond-Haus”, welches Teil einer spektakulären Actionszene sein wird, mittlerweile abgetragen worden. Die beiden folgenden Bilder können mit dem Slider in der Mitte verglichen werden.

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[su_divider top=”no”] Nach kräftezehrenden Dreharbeiten in Österreich gab es nur spärlich Ruhepausen für Daniel Craig & Co. In den Frühlingsmonaten stand London auf dem Drehplan, darauf folgte Mexico City wo, in gewohnt detailverliebter Manier, der farbenfrohe “Tag der Toten” für die Eröffnungssequenz von ‘SPECTRE’ nachgestellt wurde. Regisseur Sam Mendes und Daniel Craig sprechen von der größten und atemberaubendsten Pre-Title seit langem und von den zahlreichen Fotos und Videos zu urteilen könnten sie damit goldrichtig liegen. Nicht nur über 1500 Statisten, für welche jedes einzelne Kostüm in monatelanger Arbeit handgefertigt wurde, sondern auch die unvergleichlich spektakuläre Stuntarbeit der Bondfilme wird Kinozuschauern bereits in den ersten Minuten des neuen Films den Atem stocken lassen. Diesmal wurde nicht einmal vor einem 360° Looping mit einem speziell modifizierten Stunthelikopter zurückgescheut.

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Daniel Craig (“James Bond”) in Metro-Goldwyn-Mayer Pictures’, EON Productions’ und Sony Pictures’ SPECTRE. © 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

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James Bond ist großes Blockbuster-Kino und besonders die Filme der Ära Daniel Craig warten seit 2006 mit immer gewagteren Stunts auf. Der jüngeren Generation Kinogänger dürstet es nach reichlich Action wohingegen die Ältere eine ausgewogene Mischung vertrauter Elemente bevorzugt. Doch Bond profiliert sich nicht als Mainstream Massenware á la “Avengers” oder “Transformers”, sondern strebt vielmehr die Zufriedenstellung aller Altersklassen an. Mit jedem neuen Film ist der Ausgang zunächst ungewiß. Zahlreiche Fans der Reihe beklagten im Jahre 2008 Daniel Craig’s zweiten Bondfilm “Ein Quantum Trost” als belangloses Machwerk welches den Anschein erweckte, auf Biegen und Brechen mit den Jason Bourne Filmen mithalten zu müssen. Rasante Schnitte und schwache Charaktere verhagelten vielen das Filmvergnügen.

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© 2012 Sony Pictures, EON Productions, DanJaq LLC.

“Skyfall” hingegen hob Bond im Jahre 2012 auf ein völlig neues Niveau, wie auch immer man dieses für sich selbst definieren mag. Beeinflusst von imposanten Kameraeinstellungen und stellenweise gar depressiv wirkenden Einblicken in Bond’s Seelenleben, titulierten böse Zungen den Film als “Arthaus-Bond” dessen Dramatik sich weitestgehend in einer leicht konfusen Storyline verlor. An den Kinokassen spielte dies dann keine Rolle mehr. “Skyfall” brach alle Rekorde, spielte über eine Milliarde Dollar ein und zementierte sich solide auf Platz 13 der erfolgreichsten Filme der Welt.

Als längste und erfolgreichste Filmserie der Welt hat die Bond Reihe in über 50 Jahren so einiges überlebt: Urheberrechtsstreitigkeiten, Autorenstreiks und jüngst gar ein Hackerangriff auf Sony Pictures, bei welchem unter anderem das streng geheime Drehbuch des neuen Bondfilms gestohlen und postwendend geleakt worden war. Auch die Fanbase hat Bond über die Jahre allerhand mit einem Augenzwinkern durchgehen lassen. Sei es Ur-Bond Sean Connery’s letzte, offenkundig lieblose Performance in “Diamantenfieber” (1971), ein für die Rolle sichtlich zu alter Roger Moore im Jahre 1985, ein unsichtbares Auto, der Kurzauftritt von Madonna oder Titelsongs die mehr als einmal einen Graus für das sensible Gehör eines Bondfans darstellten.

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Der neue Aston Martin DB10 in Metro-Goldwyn-Mayer Pictures’, EON Productions’ und Sony Pictures’ SPECTRE.
© 2015 Sony Pictures

Fans werden nicht gern enttäuscht, soviel ist sicher. Gespannt und voller Erwartungen fiebert man der Rückkehr von Agent 007 auf die Kinoleinwand entgegen. Umso enttäuschender kann es sein, wenn das Gesehene plötzlich so gar nicht den Vorstellungen entspricht. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und ein Jeder legt Wert auf unterschiedliche Aspekte – vom Hauptdarsteller zu den Stunts, der Musik oder der weltbekannten “Gunbarrel-Sequenz” die idealerweise den Film eröffnet anstatt beendet.

Auch wenn die Erkenntnis schwer fallen mag, es gibt tatsächlich eine ganze Reihe Fans die so rein gar nichts mit den modernen Craig-Bond’s anzufangen weiß und für welche die Filme nach der Ära Brosnan gänzlich an Reiz verloren. Und doch ist es neben dem altbewährten Cocktail aus schönen Frauen, schnellen Autos und gefährlichen Gegenspielern das delikate Balancieren von Neuerungen und Tradition was Bond seinen Reiz verleiht.

Im Hinblick dessen lastet umso mehr Gewicht auf dem nunmehr 24. Film ‘SPECTRE’. Wie bei allen Bondfilmen zuvor hat sich, nicht zuletzt dank der umfassenden Berichterstattung der internationalen Medien, in den Köpfen der potentiellen Kinozuschauer eine Erwartungshaltung formiert. Es hat den Anschein als sei ein “klassischer” Bond zu erwarten, eine Rückkehr zu altbewährten Elementen früherer Filme ohne dabei den modernen Touch der Craig Filme einzubüßen. Mit gewaltigen 148 Minuten ist ‘SPECTRE’ der längste aller Bondfilme, doch ist eine lange Laufzeit automatisch Garant für Erfolg? Einmal mehr wird sich zeigen ob Regisseur, Schauspieler und Produzenten alles richtig gemacht haben und unter Umständen einen Film liefern der das Potenzial hat, einer der Meilensteine der Reihe zu werden.

Für den eingefleischten Bondfan beginnt bereits am kommenden Montag der Hype um ‘SPECTRE’, wenn man sich am roten Teppich der Weltpremiere in London die Beine in den Bauch steht oder gar das Glück hat, auf selbigem in die Royal Albert Hall schreiten zu dürfen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bond Filme flimmert der neue Streifen in Großbritannien und Irland bereits am selben Abend der Premiere über die nationalen Kinoleinwände. Grund für viele Bondfans aus allen Teilen der Welt in London zusammenzukommen und gemeinsam zu feiern. Wer bei der Deutschlandpremiere von ‘SPECTRE’ einen Blick auf Daniel Craig, Christoph Waltz oder Naomi Harris erhaschen möchte, der sollte sich den 28. Oktober rot im Kalender anstreichen. Da findet die Premiere im Sony Center in Berlin statt. Der Rest der Welt muss sich noch bis zum offiziellen Start am 06. November gedulden, wobei die Vorpremieren in Deutschland bereits am 04. November stattfinden.

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